Sokrates wird im Jahr 469 v. Chr. als Sohn des Bildhauers Sophronikos und der Hebamme Phainarete geboren. Er erlernt das gleiche Handwerk wie sein Vater, übt aber die Bildhauerei zumindest in seiner zweiten Lebenshälfte nicht mehr aus. Statt dessen gibt er in Form von Gesprächen Unterricht auf den öffentlichen Plätzen Athens. In jüngeren Jahren setzt Sokrates sich zunächst mit der damals durch Anaxagoras vertretenen Naturphilosophie auseinander. In seinem späteren Leben beschäftigt er sich hauptsächlich mit ethisch-politischen Fragen. Durch seine Lehrtätigkeit kommt Sokrates in den Kontakt mit den vornehmsten Familien in Athen und erwirbt schon zu Lebzeiten den Ruf eines Weisen. Das delphische Orakel, eine hochangesehene und verbindliche Quelle religiöser Lehren und politischer Ratschläge, sagt über Sokrates, dass niemand weiser sei als er (vgl. Hare 1998, S. 35). Andererseits macht er sich durch sein herausforderndes, oft kränkendes Wesen auch Feinde. Menschen, die sich mit ihm einlassen, sind fasziniert und abgestoßen zugleich, sie sind verunsichert, manchmal wie vom Schlag getroffen. Er wird mit dem Zitterrochen verglichen, der elektrische Schläge verteilt (vgl. Menon, 80 a). Manche erholen sich vom Schlag und begeben sich auf den Weg der Weisheit, bei manchen bleibt die Unsicherheit und sie rasen unbeständig und bodenlos durchs Leben (vgl. Böhme 1988, S. 19).

Sokrates erfüllt seine Pflichten als athenischer Bürger als Hausvater, als Soldat und in der Übernahme politischer Ämter. Er ist mit einer Frau namens Xanthippe verheiratet und hat drei Söhne. Sokrates bemüht sich jedoch nicht um politischen Einfluss, sondern nimmt lediglich pflichtgemäß die Ämter wahr, die durch Rotation oder durch das Los auf ihn fallen. Als schwerbewaffneter Fußsoldat, genannt Hoplit, nimmt Sokrates an drei Feldzügen teil, nämlich Potidaia (432-429 v. Chr.), Delion (421 v. Chr.) und Amphipolis (422 v. Chr.). Auf diesen Feldzügen zeichnet er sich durch besondere Tapferkeit aus. Ebenso zeigt Sokrates in der Ausübung seiner bürgerlichen Ämter eine besondere Festigkeit. Unter der Herrschaft der dreißig Tyrannen weigert er sich, Leon von Salamis gefangenzunehmen, der zum Tod verurteilt werden soll (a. a. O., S. 35 f.).

In seinem 70. Lebensjahr wird er von drei Männern namens Meletos, Anytos und Lykon angeklagt, „er glaube nicht an die gleichen Götter wie die Stadt, sondern führe neue göttliche Wesen ein und verderbe die Jugend“(Xenophon 1956 zit. nach Böhme 1988, S. 35). Das Gericht, welches aus 501 Richtern besteht, beschließt mit einer Mehrheit von 281 zu 220 Stimmen die Schuld des Sokrates. Die Ankläger beantragen die Todesstrafe. Als Sokrates in seinem Gegenantrag anstatt eine Strafmilderung, wie z. B. Verbannung, zu beantragen, eine Belohnung für seine staatsfördernde Tätigkeit fordert, wird er mit einer noch um 80 Stimmen größeren Mehrheit zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung Sokrates verschiebt sich aber wegen eines religiösen Brauchs um mehr als dreißig Tage. In dieser Zeit bereiten Freunde von ihm die Flucht aus dem Gefängnis vor. Sokrates lehnt es aber ab zu fliehen und trinkt dann, als die Zeit gekommen ist, das Gift des Schierlings.