Platon, im Jahre 427 v. Chr. geboren, entstammt einer Familie des ältesten athenischen Adels. Ariston, sein Vater, konnte seine Vorfahren bis zum alten athenischen Königtum zurückverfolgen, und Periktone, seine Mutter, stammte aus einer Familie, die sich lange in der Politik betätigt hatte. Platons Vater stirbt, als er noch ein Kind ist, und daraufhin verbringt er seine jungen Jahre im Hause des Stiefvaters. Er wächst inmitten des kulturellen und politischen Lebens auf, jedoch in einer Epoche, in der ständiger Krieg herrscht. Sokrates, Platons Lehrer und Vorbild, ist ein alter Freund der Familie. Er hat den jungen Platon, der sich als Tragödienschreiber versuchen wollte, zur Philosophie „bekehrt“. Die Hinrichtung des Sokrates hinterlässt bei Platon tiefe Spuren und er entschließt sich, sein Leben der Ausarbeitung und Darstellung sokratischer Gedanken zu widmen (vgl. Hare 1990, S. 10 ff.). Sein einziger Versuch, sich am politischen Leben zu beteiligen, findet in Sizilien am Hofe Dionysos´ I statt. Hier schließt er Freundschaft mit Dion, einem Schwager Dionysos´, der zu seinem Schüler wird und ihn Jahre später einlädt, den nachfolgenden Herrscher Dionysos II zum Philosophenkönig des Staates zu erziehen, was jedoch nicht gelingt bzw. in einem Desaster endet: bei einem Aufstand gegen Dionys wird Platon wegen seiner Verbindung zu Dion der Verschwörung bezichtigt und in die Sklaverei verkauft. Seinem Freund Archelaos von Tarent verdankt Platon seine Freiheit; er entdeckte ihn unter den Sklaven und kaufte ihn los. Künftig hält sich Platon aus der Politik und anderen öffentlichen Angelegenheiten heraus (Böhme 1988, S. 176 f.). Sokrates artikuliert Platons Haltung zur Politik treffend, wenn er im Staat sagt: „ (...) man ist wie ein Mensch der unter wilde Tiere gerät: weil man es ihnen nicht gleichtun will, noch als einzelner imstande ist, all den Bestien die Stirn zu bieten, wird man zerrissen, noch ehe man dem Staate und den Freunden nützen konnte; man hat also weder für sich noch für die anderen etwas erreicht (Politeia, 496 d). Nach seiner Rückkehr nach Athen gründet Platon in den Jahren 388 – 385 v. Chr. die Akademie, wo er sich mit seinen Philosophenfreunden und Schülern trifft und sich mit Mathematik, Dialektik (Platon setzt Dialektik mit Philosophie gleich) und anderen für ihn wichtigen Disziplinen beschäftigt. Diese Schule erhält ihren Namen nach dem Helden Akademos. Getreu den sokratischen Grundsätzen nimmt Platon kein Geld für seinen Unterricht. Das von seiner Familie ererbte Vermögen machte ihm dieses allerdings auch möglich. Gelände und Gebäude der Akademie hat er gekauft; sie ist also nicht ein öffentlicher Platz wie die meisten anderen Schulen dieser Zeit. Platons Akademie orientiert sich am Muster der phytagoreischen Schulen in Süditalien und stellt eine Vorgängerin der Universitäten dar. Die Grundlagen des Lehrplans bilden Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik, auch die Mathematik wird besonders betont. Ziel allen Lehrens ist die Lenkung des Gedankens der Menschen weg vom vergänglichen Wechsel der Erfahrungswelt zu dem hinter ihr liegenden Unveränderlichen, vom Werdenden zum Seienden. Die Schüler üben hier ihren Geist im selbständigen Denken durch das Licht der Vernunft. Der wohl bedeutendste Schüler der Akademie ist Aristoteles. Platon stirbt im Jahre 347 v. Chr. Die Akademie wird 529 n. Chr. durch Kaiser Justinian, der seine christliche Auffassung durch das Überleben der klassischen Traditionen verletzt fühlt, geschlossen (vgl. Hare 1990, S. 10 ff.). |