Gustav Heckmann, 1898 in Voerde in der Nähe von Wesel am Niederrhein geboren, wächst in einem kaisertreuen und kirchlich orientierten Elternhaus auf. Nach seinem Abitur dient Heckmann im Ersten Weltkrieg erst als Sanitäter, später als Soldat. Nach dem Krieg beginnt Heckmann in Göttingen Mathematik, Physik und Philosophie zu studieren. Seine Lehrer sind unter anderem Max Born und Leonard Nelson. Zu Heckmanns Kommilitonen und Freunden zählen Werner Heisenberg und Pascual Jordan. Mit Jordan arbeitet Heckmann nach seiner Promotion weiter an physikalischen Fragen; eine wissenschaftliche Karriere in der Physik ist abzusehen. Doch durch die Begegnung mit Nelson eröffnen sich für Heckmann neue Perspektiven und er stellt das Sokratische Gespräch in den Mittelpunkt seiner Arbeit.. Heckmann strebt seit der Gründung von Nelsons Landeserziehungsheim Walkemühle im Jahre 1924 danach, dort Lehrer zu werden und erwachsene Schüler nach sokratischer Methode in Mathematik und Physik zu unterrichten. Doch er wird von Nelson als Lehrer an der Walkemühle noch nicht akzeptiert. Nelson empfiehlt Heckmann zuerst noch Erfahrungen als Referendar im öffentlichen Schuldienst zu sammeln. Erst 1927 geht sein Wunsch, nach schweren Bemühungen und langen inneren Kämpfen, die Heckmann durch Nelsons Forderungen nach parteipolitischer Bindung und vor allem nach Lösung von der Kirche bereitet werden, für ihn in Erfüllung (vgl. Siebert 1996, S. 41 f.). Er lässt sich 1927 aus dem öffentlichen Schuldienst beurlauben und beginnt mit dem Unterricht in der Walkemühle. In seiner Lehrzeit wird Heckmann von Minna Specht, die ihn ständig kritisch begleitet, in seinem Umgang mit der sokratischen Methode wesentlich beeinflusst. Heckmann lehrt bis 1931 an der Walkemühle. Nach Nelsons Tod übernimmt Willi Eichler als einer seiner engster Mitarbeiter die Leitung des ISK. In der nachfolgenden Zeit tritt die Beschäftigung mit Nelsons Theorien zurück, da die Mitglieder des ISK aktiv an der Abwehr des Nationalsozialismus beteiligt sind. Im Herbst 1931 wird aus diesem Grunde die Erwachsenenabteilung der Walkemühle geschlossen. Die Lehrer und einige Schülergehen nach Berlin, um an der ab Januar 1932 erscheinenden Zeitung „Der Funke – Tageszeitung für Recht, Freiheit und Kultur“ mitzuarbeiten, mit der das Ziel verfolgt wird, eine geschlossene Opposition gegen Hitler zustande zubringen. Heckmann ist zu dieser Zeit auch in Berlin und arbeitet dort bis zum Erscheinen der letzten Nummer am 17.02.1933 als Redakteur des „Funken“. Anlässlich der Reichtagswahl 1932 versucht der ISK mit einem „Dringenden Appell“ – unterschrieben von vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie z. B. Albert Einstein, Erich Kästner, Käthe und Karl Kollwitz, Heinrich Mann – alle antifaschistischen Kräfte zur gemeinsamen Abwehr der Nationalsozialisten zu einigen. An diese Initiative und an der Sammlung der Unterschriften ist Gustav Heckmann maßgeblich beteiligt (vgl. a. a. O.). Nachdem Hitler die Machtergreifung in Deutschland gelungen ist, beginnen die Mitglieder des ISK ihre Arbeit im Untergrund beziehungsweise in Emigration. Bereits Anfang Februar 1933 ist die Walkemühle von SA-Leuten besetzt und wird am 17.03.1933 von den Nationalsozialisten geschlossen und beschlagnahmt. Die Philosophisch-Politische Akademie wird verboten. Heckmann wird von Minna Specht gebeten, mit ihr gemeinsam die Kinderabteilung der Schule nach Dänemark ins Exil zu begleiten. Doch unter dem Druck der politischen Verhältnisse müssen sie Ende des Jahres 1938 auch Dänemark verlassen und ziehen nach Großbritannien. Von England aus verschlägt es Heckmann für einige Zeit in ein kanadisches Internierungslager. Selbst dort führt er Sokratische Gespräche mit den Internierten. Zurück in England hält Heckmann ständigen Kontakt zu den in London lebenden Deutschen, die schon konzeptionelle Arbeit für die geistige Erneuerung im Nachkriegs-Deutschland leisten. Außerdem diskutiert Heckmann bereits in Lagern mit deutschen Kriegsgefangenen und klärt so überzeugte Nationalsozialisten schon in der Emigration über die Hintergründe der Diktatur Hitlers auf (vgl. a. a. O., S. 44 f.). Nach seiner Rückkehr im Jahr 1946, beginnt Heckmann seine Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Hannover, deren Direktor er später zeitweise ist. Heckmann lehrt Pädagogik und Philosophie. Schon im Exil hat Heckmann den Entschluss gefasst, zukünftigen Lehrern das Selberdenken in Sokratischen Gesprächen zu ermöglichen und sie in die Kunst des Sokratischen Gesprächs einzuführen. Für Heckmann sind regelmäßige Sokratische Gespräche die wichtigsten seiner Lehrveranstaltungen. Im Sommersemester 1982, viele Jahre nach seiner Emeritierung, hält er seine letzte Veranstaltung an der Universität Hannover: ein Sokratisches Gespräch. Heckmann stirbt im Jahr 1996. Neben den Sokratischen Gesprächen an der Hochschule leitet Heckmann auch sokratische Wochen im Rahmen der Philosophisch- Politischen Akademie e. V., welche 1949 unter dem Vorsitz von Minna Specht ohne parteipolitische Bindung neugegründet wurde. Heckmann ist es gelungen einen Kreis von etwa 25 Personen zusammenzuführen, die die Sokratischen Wochen realisieren helfen und deren Ziel die Heranbildung weiterer sokratischer Gesprächsleiter ist. |