„In diesem Seminar soll nicht ein philosophischer Text studiert werden, sondern die Teilnehmer sollen miteinander durch Diskussion und gemeinsames Überlegen an der Lösung eines philosophischen Problems arbeiten. Das ist möglich; denn wir alle haben Vernunft. Aber es erfordert ein außergewöhnlich zähes Bemühen. Ein Seminar dieser Art gelingt nur, wenn die Teilnehmer zu solcher Mühe bereit sind.

Dazu gehört zunächst durchgängige regelmäßige Teilnahme, am Montag und am Dienstag. Wer zweifelt, ob er in diesem Semester die Zeit zur Teilnahme an alles Sitzungen des Seminars aufbringen kann, sollte lieber nicht teilnehmen. Denn bloß sporadisches Teilnehmen stört die Arbeit der Gruppe. Aber auch regelmäßige Teilnahme an den Gesprächen reicht noch nicht aus, um die Arbeit fruchtbar zu machen; schriftliche Verarbeitung des in den Gesprächen Gewonnenen durch die Teilnehmer muß hinzukommen. Das Seminar verlangt also von den Teilnehmern einen erheblichen Arbeitsaufwand, sagen wir: etwa fünf volle Stunden pro Woche.

Ich sage dies, um die Vorbedingungen für eine ersprießliche Arbeit in diesem Seminar möglichst sicherzustellen, um möglichen Enttäuschungen vorzubeugen und um Interessenten die für ihre Entscheidung, ob sie teilnehmen wollen, notwendigen Informationen zu geben.

Die Bereitschaft zu der umschriebenen Anstrengung und eine normale Intelligenz sind aber auch die einzigen Anforderungen an die Teilnehmer dieses Seminars. Kenntnis philosophischer Literatur oder bereits erworbene philosophische Schulung sind nicht erforderlich.

Die erste Sitzung ist besonders wichtig. In ihr wird all dies; die besondere Arbeitsweise dieses Seminars und die Anforderungen an die Teilnehmer, eingehend besprochen werden. Auch das philosophische Thema, das wir uns vornehmen wollen, wird in dieser Sitzung gewählt werden. Die Teilnehmer können Fragen vorschlagen, und wir werden die Frage wählen, die in der Gruppe das stärkste Interesse findet“ (Heckmann 1993, S. 13 f.)